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074 - 16.12.2022

Ich liebe die Adventszeit und hasse Plätzchenbacken - das geht

Beim Thema Adventszeit scheiden sich bekanntlich die Geister. Die einen lieben diese Zeit, haben ganze Kellerregale voller Weihnachtsdekoration und freuen sich das ganze Jahr darauf, hintereinander die Adventskerzen anzuzünden und am 24. Dezember zu frohlocken. Die anderen können diesem ganzen Trubel nichts abgewinnen.
Ich gehöre eindeutig zur ersten Fraktion: ICH LIEBE DIESE ZEIT und dafür gibt es ganz viele Gründe.

Die üblichen natürlich: Adventskranz, vorweihnachtliche Dekoration, Weihnachtsmarkt, Geschenke verpacken, Weihnachtsbriefe schreiben und bekommen, Spieleabende, Weihnachtsfilme schauen, die neuen Kuschelsocken aus dem Adventskalender anziehen, den (großen) Kindern Kellerverbot erteilen, weil das Christkind da schon rumbrusselt ... ich liebe es.

Und sonst?

Es wird zum Beispiel früh dunkel. Ab Mitte Januar nervt mich das, aber im Dezember finde ich es herrlich. Ich genieße es, die hell erleuchteten Häuser zu betrachten und durch die geschmückte Fußgängerzone zu laufen. Außerdem sind viele Gärten dekoriert und man kann so einiges auf seinen Spaziergängen entdecken. Es glänzt und blinkt und leuchtet.
Finde ich die Dekoration immer gelungen und schön? Ganz sicher nicht, aber ich liebe es, diese Geschmacksverirrungen zu entdecken. Zum Beispiel: Wir haben hier in Bonn die Möglichkeit, unseren Grünabfall zu einer Annahmestelle im Friedhof zu bringen. Und gegenüber von diesem Friedhof befindet sich ein Haushalt, der wirklich alles gibt, was vorweihnachtlicher Kitsch zu bieten hat. Alles. Ich denke, jeder kennt so ein Haus. Schaurig schön, ich würde das niemals so machen, aber ich freue mich jedes Jahr auf diesen Anblick. Gehört inzwischen dazu.

Genauso wie das Plätzchenbacken. Gehört in anderen Haushalten auch dazu.
Wieso? Keine Ahnung.
Immer wieder wird geschrieben, dass man diese besondere Zeit ohne Hektik verbringen sollte. Stille und Besinnlichkeit, diese Begriffe stehen im Vordergrund. Und gleichzeitig schwärmen alle vom Plätzchenbacken, das Highlight in dieser Zeit. Merkt ihr was? Besinnlichkeit und Plätzchen backen, da stimmt doch was nicht. Ich bin bekennende Nicht-Bäckerin. Hab’s natürlich immer wieder probiert, schon den Kindern zuliebe. Die sollen ja kein Trauma bekommen, weil alle anderen Kinder Plätzchen ausstechen und sie dann mit Lebensmittelfarbe und Zuckerkügelchen verunstalten, nur sie nicht. Aber ehrlich, schmeckt euch das wirklich? Mir nicht. Und hinterher die Küche wieder klebefrei zu kriegen, das hat mit Besinnlichkeit nichts zu tun, da bin ich mir ganz sicher.
Gut, man muss ja nicht immer mit Kindern Plätzchen backen. Ich wollte mal alleine nach einem Rezept meines Schwagers eine Sorte backen. Eine, die mir bei ihm immer sehr gut schmeckt. Also gut, hatte den Freitagabend eingeplant, alle Zutaten gekauft und den Teig geknetet. Und dann las ich, dass der Teig über Nacht im Kühlschrank ruhen muss.
Was???
Ja, ja, ich weiß, man soll sich IMMER die Anleitung im Voraus KOMPLETT durchlesen.
Das war jetzt Mist. Am nächsten Tag hatte ich keine Zeit, um Plätzchen zu backen. Ich regte mich auf und zack, war es vorbei mit der Besinnlichkeit noch bevor ich die Küche richtig versaut hatte.
Und überhaupt.
Was macht der Teig da im Kühlschrank? Eine Nacht lang. Für was soll das gut sein?
Das habe ich mich schon immer gefragt. Gönnt man dem Teig noch ein paar kühle Stunden, bevor man ihm am nächsten Tag im Ofen so richtig einheizt? So wie eine Henkersmahlzeit? Ich habe keine Ahnung und werde es auch nie herausfinden, denn ich habe mit dem Kapitel Plätzchenbacken abgeschlossen.

Aber auch ohne diese Backerei genieße ich die Adventszeit wirklich. Fange sogar schon im Sommer an, Weihnachtsgeschenke zu kaufen, wenn mir was Passendes begegnet.

Und ich liebe es, ab dem 1. Dezember die Weihnachts-Playlist rauf und runter zu hören. Manchmal gibt es Beschwerden von (meist männlichen) Hausbewohnern, aber ehrlich, ich habe nur 23 Tage, um diese Lieder zu genießen, da kann ich zwischendurch nichts anderes abspielen. Ab dem 24. Dezember ist so viel Trubel, dass Musik einfach zu viel wäre und am 28. Dezember fahre ich auf meine geliebte Burg. Wenn ich im Januar wieder nach Hause komme, ist alles vorbei.
Aber seit dem letzten Jahr lasse ich auch musikalisch an einem Abend die Besinnlichkeit ruhen und gehe auf das Weihnachtskonzert von Guildo Horn und den orthopädischen Strümpfen. Herrlich. Da wird gerockt und gesungen und gefeiert und das gehört für mich jetzt auch in die Adventszeit.

Fazit: Jeder Jeck ist anders und das Wichtigste ist, dass man die Zeit so gestaltet, dass sie für einen stimmig ist und die Menschen verbindet.

Hauptsache viel Liebe ist dabei.