Ich brauche Lieblingsorte
Ich denke, jeder Mensch hat einen Lieblingsort. Oder sogar mehrere. Für die einen ist es der Urlaubsort, für andere das eigenen Zuhause, der Garten oder das Café nebenan.
Ich habe Lieblingsorte aus verschiedenen Gründen.
Orte, an denen ich in schönen Erinnerungen schwelgen kann und sentimental werde.
Oder Orte, an denen ich mich wohl fühle und geborgen, an denen ich zuhause bin.
Oder auch Orte, an denen ich entspannen kann, an denen ich mal anders sein kann als sonst, an denen meine Kreativität geweckt wird.
Es sind zum Beispiel mein eigenes Haus, Burg Rothenfels oder eine Finca auf Mallorca.
Nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommen, die Tür hinter sich zu machen und sich wohl und sicher wissen: Dieses Gefühl gibt mir mein Zuhause.
Auf „meiner Burg“ kann ich auftanken, mit lieben Freunden den Jahreswechsel feiern und Geist und Seele bereichern. Wie sehr ich das brauche, hat mir die Pandemie gezeigt.
Und die Finca auf Mallorca steht stellvertretend für all die Urlaube, bei denen ich abschalten und mich erholen konnte und mir gleichzeitig auf der Sonnenliege neue Liebesromane ausdenken konnte. Ich liebe es, so zu arbeiten.
Insgesamt drei Städte haben in meinem Leben eine wichtige Rolle gespielt.
In Koblenz bin ich aufgewachsen. Letztes Jahr besuchte ich mit einer Freundin meine Heimatstadt und war überwältigt, wie viele Erinnerungen und Emotionen in mir hochkamen, als ich meine alte Schule besuchte, wieder die Lasagne in der weltbesten Pizzeria am Plan aß, am Rhein entlang spazierte und die alte Ballettschule wiederentdeckte, die zwei Straßen von unserer Wohnung entfernt immer noch Auftrittsfotos im Schaukasten präsentiert.
In Konstanz verbrachte ich viel Zeit in den Ferien, später bei meinem Freund, der hier studierte und dann besuchte ich meine Eltern, die nach ihrer Pensionierung hierher gezogen sind. Auch meine älteste Schwester wohnt dort. Ein emotionaler Ort dank Familie.
Was ich mit Konstanz verbinde? Im Bodensee von Floß zu Floß schwimmen, ein Fischbrötchen essen oder Käsespätzle am Hafen, mit der Fähre nach Meersburg fahren und zu allen Jahreszeiten die Insel Mainau besuchen, um nur einige Dinge zu nennen, die mir sofort in den Sinn kommen.
In Bonn lebe ich seit 37 Jahren, habe dort studiert, gearbeitet, geheiratet, meine beiden Kinder geboren und großgezogen und viele Freunde gefunden. Dort ist mein Lebensmittelpunkt. Von dort breche ich zu Reisen auf und dorthin kehre ich gerne wieder zurück. Wie schön ist es, nach einem längeren Urlaub den ureigenen Geruch wahrzunehmen, wenn man die Tür öffnet. Mit verbundenen Augen wüsste ich, dass ich zuhause bin. Das finde ich wunderbar.
Dann gibt es für mich noch Lieblingsorte für einen Auszeitgenuss: eine Kaffeepause in meinem Lieblingscafé, das Restaurant in der Altstadt mit dem wunderschönen Hinterhof, die Kapelle auf der Burg für mein seelisches Wohlbefinden, ein langer Sandstrand für Mußestunden, mein Sonnenliege unterm Walmussbaum für den Austausch mit meiner Muse.
Ich denke jeder hat für sich seine eigene Liste von Lieblingsorten, die Reiselustigen auf der ganzen Welt, die anderen ausschließlich an einem Ort
Diese Liste wird bei jedem anders ausfallen und das ist genau richtig so. Jeder hat seine persönlichen Lieblingsorte und es soll Menschen geben, die Köln schöner finden als Bonn.
Verrückt, oder?