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081 - 05.05.2023

Feiern, wie die Feste fallen

Ein runder Geburtstag der Schwester bescherte der ganzen Familie ein schönes Fest, das ganze, verlängerte Wochenende lang.
Das hat so gut getan.
Obwohl jeder sein Päckchen zu tragen hat. Mitunter einen schweren Rucksack.
Trotz Krieg in der Welt und Klimakatastrophe.
Dagegen muss man bewusst positive Ereignisse setzen. Um die Batterien aufzuladen und wieder zu spüren, warum das Leben so schön ist. 

Dabei geht es gar nicht darum, in Superlativen zu feiern, sondern um das schöne Gefühl der Gemeinschaft. Wir haben die neuesten Geschichten ausgetauscht, Erinnerungen aus der Kindheit geteilt und viel gelacht. Wir haben auf der kleinen Bühne alles gegeben, um die Gäste zu unterhalten, haben bei schönem Wetter Spaziergänge gemacht, das vielfältige und leckere Essen genossen und wenig geschlafen. 

Herrlich.

Da wir alle in verschiedenen Städten wohnen, sehen wir uns nicht so häufig und deshalb tun diese Treffen so gut. Jeder hat jetzt seine eigene Familie und man ist nicht mehr im ständigen Austausch. 

Zusammen aufgewachsen konnten wir uns als Kinder gar nicht so recht vorstellen, dass man sich nicht täglich sieht und jede Entwicklung, jedes Drama und jedes schöne Kleinigkeit hautnah miterlebt.
Ich erinnere mich noch an Ereignis in meiner Kindheit: Die Schwester meiner Mutter war bei uns zu Besuch und es ging sehr höflich zu. Sie fragte zum Beispiel, ob sie ein Getränk haben dürfte und ging nicht von alleine an den Kühlschrank. Gut, das ist ja aus jetziger Sicht auch richtig so, aber wir Kinder fanden das eher seltsam, weil wir dieses Verhalten als Entfremdung der Schwestern werteten. Also schworen wir uns, dass das bei uns nicht passieren würde und wir – als Ausdruck unserer Verbundenheit – immer ungefragt an die Kühlschränke der Geschwister gehen würden ...

... dann wird man älter, hat seinen eigenen Haushalt und wundert sich nicht, wenn die Schwester um einen Kaffee bittet, anstatt ihn sich selbst zu machen. Normal, vernünftig, höflich. Aber manchmal fällt mir unser damaliger Schwur ein und die Erinnerung zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.

Wie schön, dass solche Erinnerungen an einem Geburtstag geteilt werden können und es solche Zusammenkünfte gibt, die zeigen, wie schön ein Familienzusammenhalt sein kann, auch auf große Distanz.

In diesem Sinne: Auf ein beherztes, gegenseitiges Plündern der Kühlschränke.