Urlaub, Alltag und der Tag dazwischen
Der erste Tag nach einem langem Urlaub ist immer seltsam. Die Erlebnisse der vergangenen Wochen sind noch ganz frisch und gehören nicht nach Bonn. Der typische Zuhause-Geruch, die gesammelte Post auf dem Esstisch, der gefühlt komplett zugewachsene Garten und das volle Postfach vermitteln gleichzeitig das Gefühl von Alltag und das stetige Wachsen der To-Do-Liste für die nächsten Tage und Wochen bedeutet viel Arbeit.
Diese beiden Welten, Urlaub und Alltag, sind dabei, zu tauschen und dafür brauche ich den Tag dazwischen. Zum Ankommen, zum Verabschieden und zum Aufbrechen.
Ich habe immer das Gefühl, dass mein Körper am ersten Zuhause-Tag noch nicht auf Betriebstemperatur ist. Ich bin noch etwas planlos, laufe langsamer und verzettele mich mit dem Lesen meiner Post, mit Telefonaten, um meine Rückkehr zu bestätigen und vom Urlaub zu erzählen und mit netten, auch mal längeren Gesprächen mit den Nachbarn, die mir die Neuigkeiten aus der Heimat berichten.
Der Streifzug durch den Garten lässt mich einerseits vor Ehrfurcht erstarren, wie schnell die Natur innerhalb von drei Wochen das Zepter in die Hand nimmt und die Pflanzen mir zeigen, wer hier das Sagen hat. Andererseits mag ich nicht alle Unkrautpflanzen und werde Stunden im Garten verbringen, damit mein Garten und ich wieder miteinander harmonieren.
Aber ... ich liebe es. Denn Gartenarbeit ist für mich der beste Ausgleich zur Arbeit am Computer. Außerdem können in meinem Kopf meine Romane weiterreifen, während ich zupfe, hochbinde oder gieße.
Aber am ersten Tag nach dem Urlaub bin ich noch nicht soweit. Da gucke ich nur, staune und komme an.
Und dann gibt es wieder die Momente während des Ankommens, die den Urlaub schlagartig wieder zurückbringen und mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern: Zum Beispiel der Anblick der in einem Marmeladenglas geschmuggelten Pflanze aus dem Garten der Finca, die jetzt in einem Schnapsglas Wurzeln bekommen soll.
Oder die Blätter des Olivenbaums, die im Siedlerspiel zwischen den Karten zu finden sind und die ich entdeckt habe, als ich die beiden anderen Spiele, die für die Zeit des Urlaubs in diesem Karton ihre Heimat hatten, wieder in ihre Schachteln sortiere. Der riesige und uralte Olivenbaum ragte nämlich über unseren Esstisch und ließ immer wieder einige Blättchen fallen. Die gefundenen Blätter habe ich nicht aussortiert, sie erfreuen mich ab jetzt bei jedem Spieleabend.
Oder der feine Sand, der aus der Badetasche rieselt, als ich sie wegräume. Kein Dreck ist schöner, auch wenn man den Staubsauger holen muss, damit man dieses ungewollte Mitbringsel nicht im ganzen Haus verteilt.
Da sieht man mal, was positive Assoziationen alles bewirken können, sogar Staubsaugen macht Spaß.
Warum ist es nur so schwierig, diese Erkenntnisse auf den anderen Dreck anzuwenden, der sich in der Wohnung sammelt und nichts mit dem Urlaub zu tun hat?
Keine Ahnung, ich werde jedenfalls versuchen, das Positive, solange es geht, beizubehalten und in jeder Fluse ein bisschen Sand vom Urlaubsstrand zu sehen.
Diese Erinnerungen klingen jetzt so, als ob ich gestern aus dem Urlaub gekommen wäre. Tja, mein Tag dazwischen ist jetzt schon wieder vier Wochen her ...
Es gab so viel zu tun, dass ich diesen Blog etwas vernachlässigt habe, aber das wird jetzt wieder anders, versprochen ...
Noch ein Wort zum Staubsaugen: Leider sind Flusen wieder Flusen und keine Sandkörner. Wer hätte das gedacht?