Photo
085 - 08.12.2023

Dezembergefühle

Ob ich einen Lieblingsmonat habe?
Keine Ahnung. Ich mag so vieles und das über das ganze Jahr verteilt. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, wäre es wohl der Dezember.

Ja, richtig gelesen. Ich bin ein Sommerkind, verlege mein Arbeitszimmer bei den ersten frühlingshaften Temperaturen in den Garten und liebe das Meer, besonders wenn man darin schwimmen kann und dafür nicht um die halbe Welt reisen muss. Aber was soll ich sagen, mal ist es ab März wunderbar warm und das erste Grillen findet an Ostern statt. Mal regnet es im Juli und August sehr häufig, dafür bekommt man einen zauberhaften September geschenkt. Alles ist wetterabhängig und schöne Urlaube fanden mal im Mai, im Juni und im August statt. Wie soll ich da also einen Lieblingsmonat haben?

Aber der Dezember? Da ist immer alles so, wie es sein soll und wie ich es liebe. Es ist kalt, dunkel und üsselig, was in diesem Monat ausnahmsweise in Ordnung ist. Man kann gemütlich zu Hause lesen, die zahlreichen Kerzen anzünden und Weihnachtsfilme rauf und runter schauen. Die Adventsschmuckkisten kommen Ende November nach oben und obwohl ich es den Rest des Jahres eher puristisch mag, explodiere ich für meine Verhältnisse und liebe es, einen ganzen Tag lang mit meiner Weihnachts-Playlist das Wohnzimmer zu schmücken. Immer ein bisschen anders, aber immer wieder mit denselben Dekoartikeln.

Und den Adventskalender darf man auch nicht vergessen. Immer noch mache ich einen gemeinsamen Kalender für die großen Kinder und seit ein paar Jahren bin ich darin auch aufgenommen. Also muss ich nur noch 16 Geschenke aussuchen, 8 für jedes Kind und ich bekommen ebenfalls 8. So schön. Hab ich schon erwähnt, wie dankbar ich der Mathematik bin, dass man 24 durch so viele Zahlen teilen kann? Gut, 5 ist schlecht, da müsste man eventuell einen imaginären Freund mit einbinden (oder einen pinken Stuhl), aber das ist zum Glück nicht mein Problem. Es ist toll, seine eigenen Geschenke auszupacken, aber noch viel schöner, den anderen dabei zusehen, wenn sie an der Reihe sind.

Dann gibt’s noch: Weihnachtskonzerte, Weihnachtsfeiern, den Weihnachtsmarkt mit diesen unverwechselbaren Gerüchen und Geräuschen, erste Clementinen, Rosenkohl und Klöße (gut, das kann man auch in anderen Monaten essen, aber bei uns passiert es eben eher im Dezember als zum Beispiel im Juli, so ist es ja auch mit Spargel und Erdbeeren, die gehäuft im Mai auf dem Teller landen), Lindt-Kugeln und Weihnachtspost.

Der ganze Monat hat was Erwartungsvolles und gipfelt dann in den Weihnachtstagen. Am 23. abends den Baum reinholen, am 24. schmücken, Besuch empfangen, Christmette, Bescherung, leckeres Essen und dann beseelt ein Glas Sekt trinken und einfach dankbar sein. Klappt jedes Jahr, trotz Wiederholung und unerwarteten Ereignissen im Laufe des Jahres.
Am 26. wird noch mal mit Freunden groß gefeiert und dann müssen auch schon die Koffer gepackt werden.
Denn alle Jahre wieder (lassen wir die Coronajahre mal in der Versenkung verschwinden) kommt der krönende Abschluss des Jahres mit der Fahrt auf unsere geliebte Burg Rothenfels. An diesem Ort treffe ich so viele Herzensmenschen und die Zeit dort ist immer voll, anregend, inspirierend und gut für die Seele.

Auch das passiert noch im Dezember.
Also: Wie könnte dieser Monat nicht mein Lieblingsmonat sein?


P.S.: Ab Mitte Januar ist das Wohnzimmer dann wieder leer, ich atme tief durch, kaufe mir Hyazinthen, inspiziere täglich den Garten auf der Suche nach frühlingshaften Knospen und fiebere den warmen Tagen entgegen ...