Widmungen sind nicht einfach
Jetzt ist mein Buch erschienen, aber es ist noch ganz frisch und bis zum Ende gelesen haben es noch nicht viele. Aber viele haben die Widmung am Anfang des Buches gesehen und nachgefragt ...
Ich habe mein erstes Buch meiner Tochter gewidmet. Sie weiß warum.
Und: B. Poschla. Das bin ich mir nämlich noch schuldig.
Denn B. Poschla hat eine eigene Geschichte.
Weil ich immer gerne schrieb, aber viel zu lange nur davon gesprochen hatte und nie Taten folgen ließ, wollte mir mein Freund eine Starthilfe geben und füllte in meinem Namen eine Werbepostkarte von der „Schule des Schreibens“ in Hamburg aus, die er in der ZEIT entdeckt hatte. Postwendend und wegen seiner unnachahmlichen, krakeligen Schrift bekam daraufhin B. Poschla Infopost ohne Ende. Wir hatten viel Spaß und ich beschloss, diesen Namen mal als Pseudonym zu verwenden.
So weit, so gut.
Zu der Zeit lag ich aber bei meinem Biologiestudium in den letzten Zügen und schrieb statt Romanen meine Diplomarbeit.
Eine Widmung in dieser Arbeit an meine Eltern (wie das wohl viele machen) schrieb ich nicht. Und das hat natürlich auch seine eigene Geschichte.
Meine (sehr liebevollen) Eltern waren der Ansicht, dass Schule und Ausbildung die Voraussetzungen sind auf dem Weg in die Selbstständigkeit und ins Berufsleben und es wurde von mir erwartet, dass ich meinen „Job“ gut mache. Jeder hatte sich anzustrengen, die Eltern genauso wie die Kinder. Gute Noten waren selbstverständlich und wurden nicht weiter belohnt, manchmal noch nicht mal groß beachtet. Es war klar, dass die Diplomarbeit zu meiner Ausbildung gehört und ich ohne diese keinen Abschluss und damit keinen Beruf haben würde. Ich war also zu der Überzeugung gelangt: „Das ist mein Job, ich mach‘ ihn gut, das ist selbstverständlich und ... deswegen wird da nichts gewidmet. Widmen werde ich nur mal etwas, was ich freiwillig mache, wie zum Beispiel eine Doktorarbeit oder einen Roman oder eine Erfindung.“
So weit, immer noch alles gut.
Und jetzt kommt mein Professor ins Spiel, der eigentliche Anstoß für diese Geschichte, konservativ bis unter beide Arme.
In meinem Fach war es üblich, die Diplomarbeit vor Abgabe dem Professor vorzulegen, so dass dieser letzte Vorschläge für Korrekturen machen konnte.
Das hatte ich also getan und hatte drei Tage später einen Termin bei meinem Professor. Er war zufrieden. Doch dann kam ein Anruf. Von ihm! Er rief mich extra im Studentenwohnheim an (ja Freunde, es gab noch keine Handys!) und das war absolut ungewöhnlich. Da kann man sich ja vorstellen, wie mein Blutdruck in die Höhe schoss! Er fand immer noch alles wunderbar (Blutdruck sank wieder) bis auf eine Kleinigkeit, die ihm im Nachhinein aufgefallen war: „Frau Peschka, ich finde es nicht schicklich, eine Diplomarbeit aus meinem Hause ohne Widmung dem Dekan vorzulegen! Überlegen Sie es sich doch noch einmal!“
Das hatte er wirklich gesagt und mein Blutdruck war nicht mehr messbar!!!
Ich wollte keine Widmung, für niemanden!!!
An diesem Abend machte ich Rumpelstilzchen alle Ehre und hätte es wahrscheinlich auch noch geschafft, mich in der Mitte durchzureißen, wenn nicht die Rettung in Form von B. Poschla mein Großhirn durchquerte.
Ich widmete mir selbst meine Diplomarbeit und ließ mein Pseudonym zum ersten Mal in Erscheinung treten.
Das Lob meines Professors über meine Einsicht hinsichtlich der Widmung perlte an mir ab, aber meinen persönlichen Triumph genoss ich in vollen Zügen, als ich ihm, bei der Frage nach dieser Person, antwortete: „Das ist eine junge, noch unbekannte Schriftstellerin, die mir sehr nahe steht!“
Da ich kein Pseudonym benutze, brauche ich B. Poschla nicht mehr, aber sie hat mir damals sehr geholfen. Deshalb die Widmung.
Diplomarbeit und Debütroman – jetzt kann ich B. Poschla zufrieden gehen lassen und vielleicht ...
... schreibt sie ja doch noch mal unter diesem Namen ein Buch. Wer weiß?