Es ist eine Bereicherung, den Autor Achim Priester zu kennen
Heute hat Achim Priester Geburtstag. Grund genug, ihn euch vorzustellen.
Achim Priester wurde am 19. Juni 1959 in Bonn als Sohn eines Astrophysikers und einer Mathematikerin geboren. Er hat das Down-Syndrom.
In der Zeit seines dritten bis fünften Lebensjahres lebte er mit seinen Eltern in den USA.
Gemeinsam unternahmen sie zahlreiche Reisen, unter anderem nach Israel, Griechenland, Malta und Schottland.
Nach seiner Schulzeit arbeitete Achim Priester von 1978 bis 2017 in den Bonner Werkstätten der Lebenshilfe Bonn.
1979 verließ er sein Elternhaus und lebte in Bad Honnef-Rhöndorf im Haus Elisabeth, einem Wohnhaus für Menschen mit Behinderungen. 2015 zog Achim Priester mit seiner Wohngemeinschaft um und lebt in nun Bonn-Ittenbach.
Sein großer Lebensinhalt war das Schreiben.
„Ich habe sehr viele Bücher und schreiben tu ich bis zum Gehtnichtmehr.“
Das „bis zum Gehtnichtmehr“ ist keine Übertreibung, sondern kommt der Wahrheit sehr nahe.
Achim Priester begann Gedichte zu schreiben, als er 14 Jahre alt war. Inspiriert wurde er durch ein Buch mit Unsinngedichten von James Krüss, beeinflusst außerdem von einem weiteren Wegbegleiter seiner Kindheit: Otfried Preußler. Zu beiden pflegte er über viele Jahre hinweg eine Brieffreundschaft.
Er selbst kommentierte seinen Beginn als Schriftsteller später so:
„Was mich damals so richtig bewogen hat, mit Dichten anzufangen, ist bis heute nie richtig geklärt worden. Aber wahrscheinlich ist es darauf zurückzuführen, dass ich Weihnachten 1972 ein Buch geschenkt bekam, das „Seifenblasen zu verkaufen“ hieß, wo sehr viele Unsinngedichte darin standen und als ich dann damals an Herrn Otfried Preußler schrieb und er mir direkt antwortete, dass ich damals vielleicht gedacht habe: Ach, jetzt schreibe ich auch mal was.“
Dieser allererste schriftstellerische Versuch war der Auftakt zu einer 40 Jahre andauernden Leidenschaft. Im Laufe seines Lebens verfasste Achim Priester Gedichte, Geschichten, Märchen, Klapphornverse, Limericks, Büttenreden, Festtagsreden, Reiseberichte und Briefe.
Es ist dem persönlichen Engagement von Frau Prof. Brigitte Petersen zu verdanken, dass die Manuskripte all dieser Texte zu mir gelangten. Frau Petersen, Achim Priesters gesetzliche Betreuerin, sah das Besondere in seinem Werk und wünschte sich dessen Veröffentlichung ebenso sehr, wie Achim Priester dies tut:
„Nun kann man natürlich mich fragen, warum ich überhaupt schreibe. Die Antwort ist ganz einfach. Ich liebe nun einmal Kinder und möchte schon ganz gern für sie schreiben.“
So kam es, dass ich im Jahr 2016 aus dem Nachlass von Achim Priesters verstorbenen Eltern die Sammlung seiner verfassten Texte erhielt.
Konkret bedeutete dies: Dutzende über Dutzende von randvoll gefüllten Heften und Ordnern, überwiegend handgeschrieben. Allein diese Menge war zunächst überwältigend, zeigte sie mir doch deutlich, welch hohen Stellenwert das Schreiben in seinem Leben hatte und wie intensiv er es über Jahrzehnte hinweg ausübte. Nun hatte ich also das Privileg, in die schriftstellerische Welt von Achim Priester einzutauchen - und es gab Tage, an denen ich am liebsten nicht wieder aufgetaucht wäre. Seine Texte vereinnahmten mich mehr, als ich es zu Beginn für möglich gehalten hätte: Sie überraschten mich. Sie brachten mich zum Lachen. Sie erstaunten mich durch ihre Komplexität. Sie rührten mich an. Sie verblüfften durch Einfallsreichtum und Fantasie.
Im Laufe vieler Monate erschloss sich mir ein immer vollständigeres Bild von Achim Priester als Schriftsteller. Seine Hingabe und die Leidenschaft für sein Hobby waren so spürbar, dass sie sich auf den Lesenden übertrug. Die Beschäftigung mit Achim Priesters Werk war Arbeit und Genuss gleichermaßen.
Im November 2017 war es dann soweit, ich konnte das erste Buch von Achim Priester mit dem Titel „Das goldenen Birkenzweiglein und andere Märchen“ herausbringen.
In diesem außergewöhnlichen Märchenbuch lernt man die Birkenblätterfrau kennen und klingende Pantoffeln. Man erfährt, wie es einem schwatzhaften König ergeht und was passiert, wenn man ein Eichhörnchen in seinem Mittagsschlaf stört ...
Ein Jahr später folgte das zweite Buch mit dem Titel: „Die Elfe mit dem goldenen und dem silbernen Mäntelchen und andere Wintergeschichten“.
In diesem außergewöhnlichen Buch mit Wintergeschichten begegnet man Fräulein Schneegestöber, vergessenen Teddybären und einem Schneeflockenbaum. Man lernt das Christelflein und Flavio Freudenreich kennen und erfährt, was passiert, wenn ein blauer Luftballon zu nahe an den Weihnachtsbaum fliegt ...
Näheres zu den beiden Büchern und die Möglichkeit der Bestellung findet ihr unter „Bücher“ ...
Ein Wermutstropfen in dieser intensiven Zeit war, dass Achim Priester aufgrund einer Demenzerkrankung nicht mehr gemeinsam mit mir an dem Projekt arbeiten konnte. Wie gerne hätte ich ihm viele, viele Fragen gestellt und vor allem mehr über die autobiographischen Hintergründe einiger Texte erfahren. Stattdessen hielt ich Achim Priester bei unseren Treffen soweit es ging auf dem neuesten Stand und war dankbar für gute Momente, in denen Achim Priester auf Schilderungen reagierte.
Ich wünsche mir von Herzen, dass die Bücher von Achim Priester eine große Leserschaft finden – ganz in seinem Sinne:
„Wenn jemals meine Geschichten und Gedichte in weiter Welt ja einmal bekannt würden, würde ich mich sehr freuen.“