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056 - 25.03.2022

Morgenmuffel mit Mordgedanken

Wie jeder weiß, teilt sich die Welt in zwei Kategorien von Menschen: Die Frühaufsteher und die Morgenmuffel, also die Aktivisten und die „Schauen wir mal, was der Tag so bringt“-Menschen.

Wenn aus diesen beiden Kategorien Menschen zur falschen Uhrzeit aufeinandertreffen, ist Stress vorprogrammiert.

Warum passiert das trotzdem? Weil sich die Menschen anscheinend gerne mischen und Freunde in ihr Herz und in ihr Leben lassen, die sie anscheinend NICHT AM MORGEN kennengelernt haben.

So, damit ist es raus, ich bin morgens zu nichts zu gebrauchen. Ich wasche mir zum Beispiel immer abends die Haare, weil mir morgens meine Frisur völlig egal ist, ich den zu früh gestellten Wecker ausschalte, mir später dann einen Zopf mache und mich erst gegen Mittag anfange, zu schämen. Man muss halt lernen, mit sich zu leben und Alternativen herauszufinden.
Aber immer gelingt mir das natürlich nicht, besonders wenn andere Menschen mit ins Spiel kommen.

Selbstverständlich hat man des Öfteren Freunden ABENDS bei einem Glas Wein erzählt, dass man gerne ausschläft, man gibt hier und da eine lustige Story zum Besten, alle amüsieren sich und signalisieren Verständnis.
Doch dann kommt einfach mal so schönes Wetter daher und ZACK, alle sind der Meinung, das müsste man ab sieben Uhr genießen. Spätestens. Während also bei Regen die unterschiedlichen Gemüter noch einigermaßen miteinander klarkommen, scheint die Sonne die Unterschiede mit jedem Strahl hervorzukitzeln.
Ich bin eher eine Sonnenuntergangsbefürworterin und überlassen den Sonnenaufgang allen anderen.

Meistens sehr nett, werde ich am Wochenende schlafen gelassen, Verabredungen zum Frühstück ereilen mich trotzdem immer wieder. Wenn ich dann mal beschließe, so eine Einladung anzunehmen, sitze ich erst mal stumm am gedeckten Tisch. Einziger Gedanke ist der nach einem heißen, leckeren Milchkaffee. Fragen von Mitfrühstückern verlangen zum Glück keine ernsthaften Antworten. Ich sitze still und wenig dynamisch am Tisch, trinke meinen inzwischen fertig gewordenen Kaffee und dümpel so vor mich hin. So weit so gut. Mehr kann man von jemandem, der früher am Wochenende nie vor 11 Uhr aus dem Bett kam und in der Woche ordentlich früh aufsteht, auch nicht erwarten.

Das tun die Menschen aber doch und irgendeiner stellt IMMER nach nur zehn Minuten Schonfrist die Übelste aller grauenhaftesten Fragen am Wochenende:

„Was machen wir heute eigentlich?“

Woher soll ich das wissen!!!
Dieser Hass, der da in mir hochkommt, ist unbeschreiblich!
Soll man sich nach Jahren auf der Stelle trennen? Freundschaften beenden?
Nein, besser alle umbringen. Dann wäre ein für alle Mal Ruhe.
Aber welche Art zu Morden wäre hier jetzt angebracht?
Während ich weiter zusammengesunken auf meinem Stuhl sitze und für die Allgemeinheit einen müden, aber harmlosen Anblick biete, spiele ich in Gedanken jede Todesart durch und bringe so langsam meinen Kreislauf in Schwung.

Alles das findet nur deswegen nicht statt, weil man einfach zu schlapp ist, beherzt zur Tat zu schreiten.

Und ist man schließlich endgültig aufgewacht und lebendig, hat sich die abgrundtiefe Abneigung gegen friedfertige Wochenend-Aktivitäten im Garten, am Rhein oder im Schwimmbad auch gelegt.

Aber wehe, wenn mal das Timing nicht stimmt …