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059 - 06.05.2022

Zuhause und Heimat

Sich zuhause fühlen. Darüber habe ich mir diese Woche viele Gedanken gemacht.

Geboren und aufgewachsen bin ich in Koblenz. Insgesamt 19 Jahre habe ich dort gelebt. Meine Kindheitserinnerungen sind mit dieser Stadt verknüpft, meine gesamte Schulausbildung gehört in diese Zeit.
Wenn ich die Augen schließe, kann ich noch die großen Schiffe auf dem Rhein tuckern hören, ich verbinde den Chlorgeruch von Schwimmbädern mit den Sommern meiner Kindheit. Fast täglich fuhren wir mit den Rädern zum Freibad Oberwerth und aßen anschließend Erdbeeren mit Quark im Garten. Irgendwann im Sommer wurde der Hexenhauslebkuchen aufgetaut und mit Butter gegessen. Da wir nie ein Auto hatten und alles mit den Rädern oder zu Fuß erledigten, war ich den Elementen immer ausgesetzt, habe aber nur schönes Wetter in Erinnerung. Schon seltsam, das menschliche Gehirn ...
In Koblenz ging ich das erste Mal in die Disco, die noch nicht Club hieß und habe die Nächte durchgetanzt. Ob „meine“ Kneipen noch alle da sind, weiß ich nicht, aber ich denke, viele werden den Besitzer gewechselt haben, sind renoviert oder ganz verschwunden.
Zur Bundesgartenschau 2011 habe ich meine Geburtsstadt in weiten Teilen nicht mehr wiedererkannt. Trotzdem stellte sich sofort ein Gefühl von Zuhause ein.

Jetzt wohne ich seit 35 Jahren in Bonn. Hier habe ich studiert, geheiratet, meine Kinder bekommen, gearbeitet, viele Freunde kennengelernt und eindeutig Wurzeln geschlagen.
Weil ich in dieser Stadt lebe, sehe ich oft gar nicht mehr die Veränderungen, so wie sie mir in Koblenz aufgefallen sind. Man lebt eben mit den Baustellen, oft jahrelang, da habe ich genügend Zeit, mich an die neuen Häuser, Läden und Parkanlagen zu gewöhnen. Ich wachse und verändere mich mit der Stadt und habe hier mein absolutes Zuhause gefunden.

Die dritte Stadt, die ich sehr gut kenne, ist Konstanz am Bodensee.
Seit ich 13 Jahre bin, mache ich eigentlich jedes Jahr ein paar Tage Urlaub in Konstanz. Erst hatten wir da eine Ferienwohnung, dann studierten meine Schwester, mein Bruder und mein Freund dort und dann zogen meine Eltern nach der Rente von Koblenz nach Konstanz, um den See zu genießen. Ich habe diese Stadt zu jeder Jahreszeit erlebt, als Teenager, im Studentenalter, als Mama, die mit den Enkelkindern die Großeltern besucht. Kenne also die Seeschwimmbäder, die Studentenkneipen und die Spielplätze. So lernt man eine Stadt aus vielen Perspektiven immer wieder neu kennen und lieben.
Jetzt bin ich wieder eine Woche in Konstanz und obwohl ich diesmal meine Arbeit hierhin mitgenommen habe, stellt sich sofort ein Urlaubsgefühl ein. Der erste Blick auf den See lässt mich friedlich werden, in der Stadt riecht es ganz anders als in Bonn, die Leute reden lustig und die Käsespätzle und die Fischbrötchen schmecken einfach lecker.

Mein Fazit: Ich bin wenig umgezogen in meinen Leben (nur innerhalb von Bonn mehrmals) und habe bei diesen drei Städten das Gefühl von Zuhause, wenn auch mit ganz unterschiedlichen Nuancen.

Meine Heimat ist aber ganz eindeutig Bonn.

Meine zweite Heimat ist allerdings nicht Koblenz oder Konstanz, sondern eindeutig die Burg Rothenfels, aber darüber schreibe ich ein anderes Mal, sonst höre ich gar nicht mehr auf. 

Jetzt muss ich das Hier und Jetzt genießen. Also ab an den See ...