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065 - 29.07.2022

"I don't like mondays" hat sich erledigt

Seit gut zwei Jahren schreibe ich Liebesromane, kümmere mich selbständig um die Veröffentlichung und das Marketing. Zusätzlich korrigiere ich Texte für Kunden. Das alles mache ich zu Hause, in Zeiten der Corona-Pandemie ein Segen und auch jetzt genieße ich mein Arbeitsleben in vollen Zügen. Seit Wochen arbeite ich größtenteils draußen, mal im Hof, mal unterm Walnussbaum, mal auf dem Sofa neben dem Gartenhäuschen.
Meine Kinder sind groß, also schlafe ich endlich mal so lange, wie mein Biorhythmus es vorgibt, das heißt: sehr lange. Andere haben dann schon Haushalt, Einkauf und die ersten Aufgaben im Büro erledigt, da mache ich mir Frühstück und sortiere gedanklich meine nächsten Schreibvorhaben. Zum Ausgleich habe ich keinen festgelegten Feierabend, ich liebe es, bis in die Nacht hinein zu arbeiten, putze abends die Küche und erledige Post und eMails, wenn andere schlafen. Also alles zeitverschoben.

Während ich das hier schreibe, ist Montag. In den sozialen Medien wird allgemein eine schöne Arbeitswoche gewünscht, gestöhnt, dass die Arbeit wieder losgeht und viele Witze gemacht, die den Montag nicht gut dastehen lassen.
Da ist mir aufgefallen, dass ich auch in dieser Hinsicht anders lebe. Ich bin völlig aus dem Wochenrhythmus gefallen. Wochentage und Wochenende unterscheiben sich nur dahingehend, dass ich am Wochenende mehr Verabredungen habe und unterwegs bin. Das liegt aber nicht an mir, sondern an allen anderen, die da mehr Zeit haben.

Wenn ich weiß, wie es in meinem Liebesroman, an dem ich aktuell arbeite, weitergehen soll, dann schreibe ich. Auch am Samstag oder am Sonntag findet sich Zeit dafür. Und so kommt es, dass die Tage miteinander verschwimmen. Und ich den Montag nicht fürchte. Wenn ich gut vorankomme, ich der Montag schön, wenn nicht, dann nicht. Es liegt nur an meiner Kreativität und nicht am Montag als ersten Tag einer anstrengenden Woche.

Da könnte man jetzt meinen, dass alles prima ist, weil ich meinen Job mit Leidenschaft mache und so lebe, wie es mir gefällt. 

Aber nach zwei Jahren Selbständigkeit merke ich, dass eine gewisse Struktur vielleicht doch wichtig wäre. Das Gefühl, immer zu arbeiten, auch wenn es mir Spaß macht, zehrt etwas an meinen Kräften. Sogar im Urlaub habe ich den Laptop immer dabei, falls mir was einfällt und das tut es meistens. Ich dachte, dass es in Ordnung so ist, weil es mir ja Spaß macht. Aber so habe ich nie Pause. Wirklich nie.
Am Hochzeitswochenende (siehe Blog 64) war so viel los, dass ich wirklich keine einzige Minute daran dachte, etwas zu schreiben. Und das war zusätzlich zu den anderen Wohltaten richtig schön.

Ich werde jetzt mal versuchen, wieder den Sonntag als Ausruh- und Pausentag ins Leben zu rufen.

Mein Problem dabei ist, dass ich meinen Kopf nicht ausschalten kann. Wenn nicht ständig Aktion ist und ich zum Beispiel mit meiner Kaffeetasse im Hof sitze, auf der Liege die Sonne genieße, oder abends ein Glas Wein trinke, dann macht mein Kopf bei der Entspannung nicht mit. Der denkt sich einfach was und arbeitet ohne Erlaubnis weiter. Ich habe aber keine Lust, ihn zum Beispiel durch das Hören eines Podcasts auszutricksen. Ich will die Ruhe genießen und nicht arbeiten. Daran arbeite ich jetzt. Jeden Sonntag. Wahrscheinlich bin ich dann montags so erschöpft, dass ich eventuell doch „I don’t like mondays“ vor mich hinsinge. Oder ich bin so froh, dass ich endlich wieder durchstarten kann, dass ich keine Zeit zum Singen habe.

So, genug gejammert auf hohem Niveau.

Wir werden sehen, ich werde berichten ...