Leseratten und Bücherwürmer. Warum haben ausgerechnet diese Tiere den Buchmarkt erobert?
Ratten und Würmer.
Warum werden ausgerechnet diese Tiere mit Menschen in Verbindung gebracht, die viel und leidenschaftlich lesen und mir deswegen grundsätzlich sehr sympathisch sind?
Blöd nur, dass ich vor Ratten Angst habe und Würmer, naja, nicht meine Lieblingstiere sind.
Es muss doch Gründe geben, warum sich bei so vielen Tierarten ausgerechnet Ratten und Würmer durchgesetzt haben. Bei meinen Recherchen habe ich folgendes herausgefunden:
Den Begriff Leseratte gibt es seit dem späten 19. Jahrhundert. Häufig wird die Auffassung vertreten, dass eine Ratte viele Sachen verschlingt, ohne sich große Gedanken darum zu machen, worum es sich handelt. Deshalb werden damit oft Menschen bezeichnet, die gewissermaßen alles lesen, was sie in die Finger bekommen, egal, welches Genre und welche Qualität die Bücher aufweisen.
Das ist ja nicht sehr nett.
Etwas anders gelagert, wenn auch nicht viel besser ist die Sache beim Bücherwurm. Die Herkunft soll auf Lessings Drama Der junge Gelehrte von 1749 zurückzuführen sein.
Interessant ist es, dass tatsächlich die Larven mehrerer Nagekäferarten Bücher vernichten. Ursprünglich auf Totholz spezialisiert, nehmen sie auch holzhaltiges Papier als Nahrung, sie leben davon. Jemandem, der sehr gerne liest, fällt es auch schwer, ohne Bücher zu leben oder mit anderen Worten gesagt, Bücher sind für ihn lebensnotwendig.
Aber muss man dann gleich als Bücherwurm bezeichnet werden?
Auch nicht sehr nett.
Ich denke schon lange über Alternativen nach.
Warum nicht Lese-Erdmännchen?
Wahrscheinlich, weil sich dann alle Nicht-Männer ausgeschlossen fühlen würden.
Schade. Ich hatte es mir so schön vorgestellt: Der Wachmann ganz oben bekommt ein Lesemännchen zur Seite gestellt. Alle anderen dürfen sich in der Sonne räkeln und zuhören. Vor allem in den Morgenstunden, wenn sie das Sonnenbad brauchen, um sich aufzuwärmen. Dazu noch eine heiße Liebesgeschichte? Das wäre perfekt.
Aber der Name.
Tut mir leid, Erdmännchen.
Dann lieber Lese-Pinguine.
Die könnten immer ein Buch in ihrem Frack tragen und wenn sie aneinander gekuschelt die Eier ausbrüten und dabei auf ihre Liebste warten, könnte doch einer von ihnen einen Liebesroman vorlesen. Schon wäre die Kälte vergessen und den kleinen Pinguinen in ihren Eiern ginge es bei so viel Liebe bestimmt prima, bis sie schlüpfen.
Gut, das wäre auch so, wenn sie Musik von Mozart vorgespielt bekämen, aber das wäre technisch gesehen viel schwieriger als das Vorlesen eines Romans.
Oder Bücher-Koalas?
Die sehen doch so süß aus. Für Krimis und Thrillers wahrscheinlich nicht geeignet, aber sonst? Nein. Die schlafen, um Energie zu sparen, 20 Stunden täglich, in der restlichen Zeit müssen sie dann Eukalyptus fressen, wann bitteschön könnten die dann lesen?
Also sind die Koalas auch raus aus der Nummer.
Dann also Waschbären.
Ihre tolle Fellbrille weist darauf hin, dass sie gerne und viel lesen. Ein anderer Grund dafür ist aber auch die Tatsache, dass die Waschbären nachtaktiv sind und deswegen immer bei schlechten Lichtverhältnisse lesen. Also kein gutes Vorbild.
Schade Waschbären.
Dann hätten wir noch die Pandas.
Pandabären lesen sehr viel und können nicht aufhören, wenn es spannend wird. Dieser Tatsache haben sie ihre süßen Augenringe zu verdanken. Andere behaupten, sie bekämen die Augenringe, weil sie so viele Liebesromane lesen, um ihre gestörte Libido anzuheizen. Forscher halten das für eine Falschinformation. Pandas haben sich nämlich auf Sachbücher spezialisiert.
Leider stimmt nichts von alledem. Es ist nämlich so, dass Pandas sich 10-16 Stunden mit der Nahrungsaufnahme beschäftigen, um ihre 10-40 kg Bambus zusammenzukriegen. Da liegen die in ihrer Freizeit bestimmt lieber auf einer Wiese, schauen in den Himmel und spielen: Ich sehe eine Wolke und die sieht aus wie ...?
Kann ich verstehen. Wer will bei dem ganzen Stress schon lesen?
Also auch keine Pandas.
Was ist mit Delfinen?
Delfine sind sehr intelligente Tiere und wären einem guten Liebesroman sicher nicht abgeneigt. Schließlich sind sie Tiere, die auch außerhalb ihrer Fruchtbarkeitsperiode Sex haben. Aber sie würden alle Bücher im Wasser ruinieren, könnten ein gutes Buch daher auch nicht an die liebste Delfinfreundin weiterreichen. Auch nicht gut und für Bücher keine gute Werbung.
Wie ihr seht, ist es gar nicht so einfach, Tiere zu finden, die glaubhafte Bücherliebhaber sind und nicht ohne Lesevergnügen einschlafen können.
Mein Favorit ist im Moment der Lese- oder Bücher-Pinguin.
Bin aber weiter auf der Suche und für Vorschläge offen ...