Ein Buch feiert Geburtstag
Es ist fast wie im echten Leben: Am ersten Geburtstag seines Babys starrt man erstaunt und völlig emotional auf die Kerze, die auf der Geburtstagstorte thront und kann gar nicht fassen, dass ein Jahr vorbei ist.
Zum Glück ist es aber nur FAST so.
Denn ich muss zugeben, dass der Geburtstag meines ersten Romans in die Endphase von TimeGhost fiel und deswegen einfach unterging. Das ist mir mit meinen echten Kindern nicht passiert. Trotzdem hätte ich mir im Mai 2020 nicht vorstellen können, dass Buch 3 mich so gefangen nimmt, dass es Buch 1 aus meinem Gedächtnis verdrängen kann. Soviel zu meiner Fantasie ...
Genau heute ist jetzt der erste Geburtstag von Buch 2 (Sophie & Cassian - zweifelsfrei) und deswegen halte ich inne und versuche, meine Gedanken und Gefühle zu diesem Ereignis zu sortieren.
Geschrieben habe ich schon sehr lange, Tagebücher, Kurzgeschichten, Romane. Immer nur für mich und für meine Schublade.
2019 reifte der Gedanke, den ersten Roman herauszugeben. Es öffentlich zu machen. Mich dazu zu bekennen, dass ich unter anderem auch Liebesromane schreibe. Mit Happy End. Einfach so. Weil es mir liegt.
Dieser Entschluss hat so vieles bewirkt. Nach der ganzen Arbeit, die nach dem Wort ENDE auf einen zukommt, wurde viel Energie gebunden und gleichzeitig freigesetzt. Und wie ein Dominostein, der einmal angetippt, die nächsten Steine mitreißt, stehe ich jetzt, ein gutes Jahr später, ganz viele Steine weiter. Ich habe vieles kennengelernt, von dem ich vorher keine Ahnung hatte und die mir unvorstellbar groß und mächtig erschienen sind. So, als könnte ich das nicht. Und dann habe ich gelernt und geflucht und gestaunt. Denn egal wie verzweifelt ich war, wie viele Anläufe ich gebraucht habe, irgendwann hat wieder ein Detail funktioniert und die Reise ging weiter. Ich weiß jetzt, dass ich den Prozess einer Veröffentlichung durcharbeiten kann. Und wie bei allen Dingen im Leben, mit jedem Roman wird das „Drumherum“ einfacher.
Das wiederum lässt neue Buchideen in meinem Kopf entstehen, denn jetzt habe ich die Gewissheit, dass ich wirklich in der Lage bin, es zu tun: Ideen zuzulassen, Szenen und Dialoge entstehen zu lassen, Wörter, Sätze, Kapitel zu schreiben, einen Roman zu beenden, ihn durch die Stationen der Korrektur und Überarbeitung zu begleiten und ihn dann zu veröffentlichen.
Dabei vergisst man dann schon mal den 1. Geburtstag des ersten Buches. Und das zeigt mir, dass ich das Richtige mache, weil ich bei jedem Buch wieder neu mitfiebere, in die Geschichte eintauche, die Protagonisten in meinem Kopf herumwirbeln, sich da unterhalten und ich manchmal beim Aufschreiben nicht hinterherkomme.
Was ist da schon ein verpasster Buchgeburtstag?
Wenn es nach mir geht, wird es noch viele Bücher geben und damit auch ganz viele Geburtstage. Wenn ich das Gedenken daran schon am Anfang nicht so ernst nehme, kriege ich bei meinem 13. Buch nicht die Krise, falls ich es vergesse! Und muss mir nicht einbilden, dass das wegen der Zahl 13 passiert ist. Hab ich ja schon bei 1 erledigt. Also: Alles richtig gemacht.
Außerdem ist das alles eh viel zu anstrengend. Denn es gibt ja noch die zweiten und dritten Geburtstage ...
Da komme ich ja aus der Feierei gar nicht mehr raus.
Ich denke, das Beste wird sein, ich gebe ganz viele Bücher heraus und feiere immer dann, wenn mir gerade danach ist.
Einen passenden Geburtstag wird es dann schon geben ...