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046 - 05.11.2021

Pixibücher - Wer kennt und liebt sie nicht?

Mäuseweihnacht – Puffi, die schwarze Lokomotive – Teddys fahren ins Grüne – Familie Bär auf Reisen, Federbällchen ...

Pixibücher, gelesen, geliebt, geschätzt.

Natürlich hatten wir welche. Die gehörten allen vier Kindern und obwohl wir (meistens) pfleglich mit ihnen umgegangen sind, zeigten die quadratischen Büchlein nach Jahren natürlich Spuren: abgewetzte Ecken, Knicke, ein paar Buntstiftkritzeleien. Anhand dieser Spuren konnte man erkennen, welche Pixibuch-Geschichten bei uns besonders beliebt waren.

Wir wurden größer und die Pixibücher fristeten einsam ihr Dasein in einer Holzkiste.
Dann sind meine Eltern umgezogen, ein riesiger Haushalt wurde aufgelöst und dabei gab es Verluste, wie wir erst Jahre später festgestellt haben. Denn als Studentin und junge Frau vermisst man keine Pixibücher. Erst als meine eigenen Kinder auf der Welt waren und das entsprechende Alter erreicht hatten, fahndete ich nach diesen Schätzen und ... wurde nicht fündig.
Das war ein bisschen traurig, aber es gibt Schlimmeres. Ich kaufte neue und war zufrieden.

Bis ich auf dem Flohmarkt der Grundschule ein uraltes Pixibuch entdeckte mit dem Titel: Mäuseweihnacht.
Ich blätterte durch die Seiten und mit einem Schlag war alles wieder präsent. Ich kannte die Zeichnungen, wusste, welche gleich auf der linken und der rechte Seite auftauchen würden. Mich überschwemmte eine riesige Nostalgiewelle und natürlich kaufte ich dieses wunderbare Exemplar für 50 Cent und hätte auch 10 Euro gegeben, so hatte mich dieses Büchlein berührt.

Und dann ging’s los. Bei jedem Flohmarkt hielt ich Ausschau nach diesen kleinen Erinnerungsschätzen aus meiner Kindheit. Meine Sammelleidenschaft war erst planlos, dann immer strukturierter. Genauso ging‘s dem Carlson-Verlag wohl auch. 

1954 erschien das erste Pixi-Buch mit dem Titel „Miezekatzen“ in Deutschland, inzwischen sind fast 500 Millionen Exemplare verkauft worden. In den ersten Jahren gab es immer wieder ein bisschen Durcheinander. Ein Beispiel: Die Nummern 73-80 wurden bei den Pixibüchern doppelt vergeben. Die Nummern 81-88 blieben dann bis 1969 unbelegt. Warum, ist nicht bekannt. 1969 wurden die Nummer 81-88 mit den Heften aufgefüllt, die gleich hineingehört hätten und die es jetzt dadurch doppelt gab.

Sehr spannend für eine frisch geborene Sammlerin und eine echte Herausforderung, nachdem sie sich auch noch vorgenommen hatte, nur Erstauflagen von 1-1000 zu erstehen. 

Hielt ich damals auf einem Flohmarkt ein neu entdecktes „altes“ PIxibüchlein in der Hand, war ich oft erstaunt, dass ich auch dieses kannte. Wir müssen echt viele gehabt haben.
Zuhause angekommen machte ich mir meistens einen Milchkaffee und las die erstandenen Schätze. Und da, so viele Jahre später, haute mich der Inhalt manchmal wirklich aus den Socken. Ehrlich, manche Geschichten aus den 50-80er Jahren war so furchtbar, dass ich nur staunen konnte.

Rollenklischees vom Feinsten: Eine junge Mutter wird vom Vater mit dem zweiten Kind nach Hause gebracht, schicker Wagen, Vater im Anzug, Mutter im Kostüm (haben wir das nicht alle kurz nach der Geburt getragen?!), helle Freude beim ersten Kind, natürlich ein Mädchen, das sich wie eine kleine Mama vorbildlich um das Baby kümmert. 

Oder: Mäxchen will nicht in die Schule, nacheinander werden Tiere aufgefordert, Max zum Schulbesuch zu überreden, als alle scheitern, wird ein Knüppel angesprochen, der haut den Max, Max geht zur Schule ... und das war’s. Pixibuch zu Ende und ich hustend am Esstisch, weil ich mich vor Empörung am Kaffee verschluckt habe. Aber gut, man muss es als Zeitzeugnis verstehen.

Aber die Mehrheit der Pixibücher erzählt bezaubernde Geschichten, von Puffi - die schwarze Lokomotive bis zu Mäuseweihnacht, die mein Herz als Kind und als Erwachsene bezaubert haben.
Da schwelgt bestimmt jeder in seinen eigenen Erinnerungen. 

Vielen Dank an den Carlsen-Verlag, der jedes Jahr so schöne Leseerlebnisse produziert. Generation haben sich an den kleinen Büchlein erfreut und werden das auch in Zukunft tun.

Beim Zusammentragen der Pixibücher lernte ich viele nette Menschen kennen. Einige sammelten für mich mit und riefen mich zum Beispiel von einem Flohmarkt an, gaben die gefundenen Nummern durch und erhielten den Kaufauftrag, wenn ein fehlendes Büchlein gefunden worden war. Dann bekam ich Pixi-Post und bedankte mich mit Postkarten-Post. Eine schöne Zeit und viel aufregender und kommunikativer als ein Einkauf über Online-Marktplätze.

Inzwischen fehlen mir exakt nur noch zwei Exemplare und ich bin nicht mehr aktiv auf der Suche. Wenn das Schicksal es will, werden sie den Weg zu mir schon finden ...